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TV-Serie «FBI»: Hochspannung ohne Tiefgang

Ein Knall und ein Wimmern

Der US-Erfolgsproduzent Dick Wolf («Law & Order») hat 2018 mit Craig Turk eine neue Serie lanciert. Sie bietet in jeder Folge einen spannenden Fall und dazu eine Hintergrundgeschichte, die erst am Ende der ersten Staffel aufgelöst wird. Warum die Serie letztlich dennoch enttäuschend ist.

Special Agents Maggie Bell (Missy Peregrym) und Omar Adom «O.A.» Zidan (Zeeko Zaki) am Tatort.

Text CARSTEN KÖLLMANN

Es beginnt mit einem ungeheuren Knall – dem Urknall dieser Serie. Gerade eben sahen wir noch zwei Kinder irgendwo in New York auf dem Heimweg von der Schule. Vor ihrem Wohnblock blieben sie stehen, der ältere Bruder schickte den jüngeren trotz seiner Proteste schon mal hinein, wollte noch in Ruhe mit seiner Mitschülerin sprechen, die ihnen unterwegs begegnet war. Plötzlich kommt es in einer der Wohnungen zur Explosion. Machen Sie sich keine Hoffnungen, der kleine Bruder ist tot. Diese Serie meint es ernst Dann der Vorspann: «FBI» in grossen Lettern auf schwarzem Grund, sonst nichts. Und während noch die Credits laufen, geht die Handlung bereits weiter: Die Special Agents Maggie Bell (Missy Peregrym) und Omar Adom «O.A.» Zidan (Zeeko Zaki) treffen am Tatort ein. Agent Bell hat eine Vorahnung, ordnet die sofortige Evakuierung des beschädigten Gebäudes an. Kurz darauf erschüttert eine noch gewaltigere Explosion das Gebäude, diesmal stürzt es ein und hinterlässt eine klaffende Lücke in der Häuserreihe. Die Luftaufnahmen erinnern an 9/11, das Trauma dieser Stadt. Diese Serie meint es wirklich ernst.

Die üblichen Verdächtigen
Es liegt nahe, dass Terroristen dahinterstecken. Dass mit O.A. ein Muslim arabischer Herkunft die Ermittlungen aufnimmt, lässt deshalb interessante Konflikte erwarten. Doch es liegt auch nahe, dass sich das, was naheliegt, als falsche Fährte erweisen wird. Der Verdacht verlagert sich schnell auf eine Drogengang, schliesslich auf einen rechtsextremistischen Propagandisten. Spoilerwarnung: Es war der Rechtsextremist. Damit ist von Beginn an klargestellt, dass sich die Serie im Spektrum der politischen Korrektheit bewegen wird. Der Rechtsextremist ist eine groteske Karikatur, den der Zuschauer einfach nur verachten kann.

TV-Serie «FBI» von Dick Wolf

TV-Serie «FBI»

Filmverleih: Paramount
Produzent: Dick Wolf
Erscheinungsjahr: seit 2018
Episoden: 50+ in 3 Staffeln
Dauer: ca. 45 Minuten

Nebenbei lernen wir die Protagonisten der Serie kennen, das sind vor allem Maggie und O.A., aber auch das Team um sie herum. Allerdings in homöopathischen Dosen. Nichts soll die Dynamik der Handlung bremsen. Das kommt der Spannung zugute, behindert aber die Vertiefung der Charaktere. Daran wird sich auch in den weiteren Folgen der Serie nicht viel ändern. Immerhin erfahren wir schon zu Beginn, dass Maggie durch den ungeklärten Tod ihres Ehemanns, eines Journalisten, belastet ist. O.A. dagegen, ein Absolvent der Militärakademie West Point, war zwei Jahre für die Drogenvollzugsbehörde DEA undercover im Einsatz und muss sich erst einmal wieder an den üblichen Dienstweg gewöhnen. So haben beide ihr Päckchen zu tragen, aber man sieht sofort, dass sie charakterlich integer sind und ihr Bestes geben. Einzelne Fehler machen sie nur sympathischer, so wie der Schönheitsfleck, den sich die Damen des 17. und 18. Jahrhunderts applizierten, diese nur noch schöner machen sollte.

Dem Publikum soll das signalisieren: Maggie und O.A. sind wie du und ich. Sind sie aber nicht. Denn im Unterschied zu dir und mir reflektieren sie jede ihrer Handlungen. Und wenn sie einmal unterschiedlicher Meinung sind, dann klären sie das vor dem Ende jeder Folge, als wollten sie den Rat für junge Ehepaare beherzigen: «Worüber auch immer ihr streitet, versöhnt euch, bevor ihr schlafen geht!» Sicher ein guter Rat für eine harmonische Ehe und für eine nicht allzu aufregende Kriminalserie. Man schläft danach einfach besser.

Ein enttäuschendes Fazit
So stellt sich heraus, dass es diese Serie doch nicht wirklich ernst meint. Denn sie geht allen interessanten Konflikten konsequent aus dem Weg. Eine taffe FBI-Agentin, die im Verlauf der ersten Staffel zunehmend von ihren Gefühlen für den toten Ehemann angetrieben wird, dessen zunächst rätselhafter Tod mehr und mehr mit ihren aktuellen Fällen verknüpft scheint, und die dennoch stets der Versuchung widersteht, die Regeln zu missachten, um die Aufklärung dieses Todes zu beschleunigen. Dazu kommt ein muslimischer Partner, dessen Glaube und arabische Herkunft keinerlei erkennbare Rolle für die Handlung spielen. Aber warum eine solche Figur einführen, wenn man so gar nichts daraus macht?

In den USA war auch dieser Ableger aus dem Serienuniversum des US-Produzenten Dick Wolf ein Erfolg. Dort läuft er inzwischen in der dritten Staffel. Im deutschen Fernsehen kam die Serie weniger gut an, der deutsche Privatsender Sat.1 hat die Ausstrahlung der zweiten Staffel aufgrund schlechter Quoten vorzeitig beendet. So endet sie hierzulande anders, als sie begann – in den Worten von T.S. Eliot: «Nicht mit einem Knall: mit einem Wimmern.»