Horst Evers: «Der König von Berlin»
Der Kommissar und die Kammerjäger
Die Geschichte spielt im modernen Berlin der 2010er-Jahre und beginnt wie ein klassischer Kriminalroman. Ein polnischer Kammerjäger und sein Gehilfe finden die Leiche eines Mannes, der vor Monaten im Garten seines Mietshauses vergraben wurde. Niemand scheint ihn zu kennen, und in seiner Wohnung finden sich Unmengen von Bargeld.
Die U-Bahn spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle.
Text und Foto MATTHIAS MÜLLER
Der junge und ehrgeizige Hauptkommissar Carsten Lanner wird aus dem niedersächsischen Cloppenburg nach Berlin versetzt. Die neuen Kollegen aber nehmen ihn, den Dorfsheriff, einfach nicht für voll. Sie schikanieren ihn geradezu bei jeder sich ergebenden Gelegenheit. Da kommt Lanner ein mysteriöser Toter im Garten natürlich sehr gelegen – das wird womöglich sein grosser Berliner Fall. Doch dann wird eine weitere Leiche gefunden, die noch zu einem grösseren Fall werden könnte. Denn die Leiche war ein Berliner Original, hatte exzellente Kontakte zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Stadt. Anfang der 1950er-Jahre hatte Machallik die Kammerjägerfirma gegründet und stieg schnell zum grössten und wichtigsten Schädlingsbekämpfer Berlins auf. Die drei Freunde Erwin Machallik, Herbert Maschmann und Friedrich Markowitz nannten ihre Bande MaMMa und waren allseits beliebt und vielerorts gefürchtet, was den Aufstieg Machalliks natürlich begünstigt hatte. Erwin Machallik kannte jeden wichtigen Berliner – keiner aber kannte ihn, den Gott der Ratten, den König der wahren Berliner Unterwelt. Und kurz nach dem rätselhaften Tod Erwin Machalliks wird Berlin von einer gewaltigen Rattenplage bedroht.
Rattenplage
Die Ratten sind es denn auch, die der Kriminalkomödie die absurdesten Wendungen verleihen. In regelmässigen Abständen tauchen sie aus dem Untergrund auf und versetzen die gesamte Berliner Beletage in Aufruhr.
Skurrile Geschichte
Ob mit abrupten Szenenwechseln, den grotesken Historien der Protagonisten oder der fein eingewobenen Kritik an Politik, Gesellschaft und Stadt – dem Wahlberliner Horst Evers gelingt es, den Leser immer wieder aufs Neue zu überraschen und zu unterhalten. Die Absurdität der Ereignisse und der künstlerische, freie Schreibstil machen den Roman zu einer rasanten Posse, die den Leser immer wieder zum Lachen bringt. «Der König von Berlin» ist eine wunderbar skurrile Geschichte für Liebhaber leichter Lektüre.